
Gerhart Baum: Ein Leben für Bürgerrechte, Menschenrechte und Demokratie
Gerhart Baum, geboren 1932 in Dresden, war ein deutscher Politiker der Freien Demokratischen Partei (FDP) und ein entschiedener Kämpfer für Bürgerrechte, Menschenrechte und Demokratie. Seine politische Laufbahn begann 1954 mit dem Eintritt in die FDP. Von 1972 bis 1994 war er Mitglied des Deutschen Bundestages und diente von 1978 bis 1982 als Bundesinnenminister in der sozial-liberalen Koalition unter Kanzler Helmut Schmidt.
Einsatz für Bürgerrechte und Datenschutz
Während seiner Amtszeit als Bundesinnenminister setzte sich Baum für die Liberalisierung der sogenannten „Radikalenerlasse“ ein, die darauf abzielten, extremistische Aktivitäten im öffentlichen Dienst zu kontrollieren. Er warnte früh vor einem übermäßigen Sicherheitsstaat und betonte die Notwendigkeit, die Balance zwischen innerer Sicherheit und individuellen Freiheitsrechten zu wahren. In seinem 2009 veröffentlichten Buch Rettet die Grundrechte kritisierte er die Einschränkung von Bürgerfreiheiten im Zuge von Anti-Terror-Maßnahmen und plädierte für den Schutz der Grundrechte vor übermäßiger staatlicher Überwachung.
Auch als Anwalt blieb er aktiv und war an mehreren erfolgreichen Verfassungsbeschwerden beteiligt – unter anderem gegen das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung und gegen das nordrhein-westfälische Gesetz zur heimlichen Online-Durchsuchung privater Computer. Sein lebenslanger Einsatz für Datenschutz und die Wahrung der Privatsphäre bleibt ein zentrales Vermächtnis seines Wirkens.
Engagement für Menschenrechte
Nach seiner politischen Karriere engagierte sich Baum international für die Menschenrechte. Von 2001 bis 2003 war er UN-Sonderberichterstatter für die Menschenrechtssituation im Sudan. Seine Berichte dokumentierten Menschenrechtsverletzungen und riefen zu Maßnahmen gegen Unterdrückung und Gewalt in der Region auf.
In seinem 2022 erschienenen Buch Menschenrechte: Ein Appell warnte er vor globalen Bedrohungen der Menschenrechte und rief dazu auf, diese als Fundament für Frieden und Freiheit zu verteidigen. Er erkannte früh die Gefahr, dass autoritäre Strömungen die Menschenrechte aushöhlen könnten, und forderte ein konsequentes Eintreten für diese Werte.
Verteidigung der Demokratie
Gerhart Baum warnte regelmäßig vor den Gefahren für die Demokratie durch Extremismus und Gleichgültigkeit.
Anlässlich des 75. Jahrestages des Grundgesetzes im Jahr 2024 betonte er die Notwendigkeit, die Verfassung aktiv zu verteidigen, und kritisierte sowohl freiheitsfeindliche Strömungen als auch die wachsende Gleichgültigkeit vieler Bürger gegenüber demokratischen Werten.
Für sein unermüdliches Engagement wurde Baum mehrfach ausgezeichnet, darunter 2023 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte ihn dabei als „Vorkämpfer für Bürgerrechte“.
Gerhart Baum verstarb im Februar 2025 im Alter von 92 Jahren in Köln. Sein Lebenswerk bleibt ein bedeutendes Vermächtnis für den Schutz von Bürgerrechten, Menschenrechten und die Verteidigung der Demokratie in Deutschland und weltweit.
Unser persönlicher Bezug zu Gerhart Baum
Wir als AfDexit haben aus dem Wirken von Gerhart Baum viel über Demokratie und ihre Verteidigung gelernt. Er bleibt für uns ein Vorbild und eine Inspiration. Wir haben nicht nur über ihn geschrieben, sondern standen auch in direktem Austausch mit ihm.
Bereits zu Lebzeiten von Gerhart Baum haben wir seine Mahnungen zur Verteidigung der Demokratie noch verschärft. Wie er standen auch wir oft in der Kritik, angeblich nicht zu wissen, was wir tun – und das meist von Menschen, die sich nie ernsthaft mit diesen Themen auseinandergesetzt haben.
Gerade heute, in Zeiten, in denen die AfD die Demokratie ungehindert durch Politik und Zivilgesellschaft demontiert, ist es wichtiger denn je, darauf aufmerksam zu machen: Die Verteidigung der Demokratie ist kein Computerspiel und keine Simulation . Sie muss aktiv und entschlossen geführt werden – heute mehr denn je.
–AfDexit–
16.02.2025